Den Westerwaldsteig bzw. den gesamten Westerwald kannte ich bislang nur von der Autobahn. Auf der A3 Richtung Süden fahren wir regelmäßig hindurch und jedes Mal denke ich mir, dass man hier sicherlich auch gut mit dem Mountainbike oder den Wanderschuhen unterwegs sein könnte.
Am letzten Wochenende war es dann endlich so weit. Toptrails of Germany und Westerwald Tourismus haben mich im Rahmen des Blogger-Wander-Monats eingeladen auf dem Westerwaldsteig zu wandern.
Tag 1 Klettersteig Hölderstein und Heckrinder im Grenzbachtal
Der Westerwald liegt etwa 80 KM süd-östlich von Köln und ist für mich aus dem Münsterland in knapp zwei Stunden mit dem Auto zu erreichen. Ich packe am Freitag morgen gemütlich Wanderschuhe, Klettersteigset und Rucksack ins Auto, bevor es in Richtung Süden geht.
Die Vorfreude ist groß, denn der Wetterbericht prophezeit drei Tage Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 20 Grad Marke. Des Weiteren freue ich mich, dass der Westerwaldsteig einen kleinen Klettersteig hat, den ich heute noch begehen werde. Mein erster Klettersteig ohne Guide.
Klettersteig Kanzelwand – Mit der Bergschule Kleinwalsertal auf den Walsersteig (mit Video)
Etwas Sorge um mein Knie fährt allerdings auch mit in den Westerwald. Ich habe ein Läuferknie (ITBS) und bei langen Laufstrecken entzündet es sich gerne mal. Irgendwann schmerzt es dann so stark, dass an Wandern nicht mehr zu denken ist. Die Strecken, die wir rausgesucht haben sind mit 12 und 17 Kilometern aber eigentlich zu schaffen. Dachte ich mir zumindest so.
Gegen 11 Uhr komme ich im Hotel „Zur Post“ in dem kleinen Dörfchen Roßbach an. Das Hotel Restaurant befindet sich in einem wunderschönen Fachwerkhaus von 1820 und ist total gemütlich eingerichtet. Nach Begrüßung durch Hotelchef Christoph und Hotelhund Sammy, lade ich kurz meine Sachen aus und mache ich mich auch schon wieder auf den Weg nach Döttesfeld.
Dort ist am Hotel “zum Wiedbachtal” der Startpunkt für meine Wanderung ins Grenzbachtal und zum Hölderstein Klettersteig. Zum Glück kann man dort auch die Ausrüstung für den Klettersteig ausleihen. Ich habe zwar eine eigene Ausrüstung, aber natürlich das Wichtigste, den Helm, zuhause vergessen – clever.
Voll ausgerüstet mache ich mich also auf den Weg und nach wenigen Metern biege ich in den Wald ab und bin auf dem Westerwaldsteig unterwegs. Bis zum Einstieg des Klettersteigs sind es etwa 3 Kilometer und ich vertrödle bereits eine gute Stunde, weil mich die vielen schönen Fotomotive zum Anhalten zwingen.
Endlich am Hölderstein angekommen, ziehe ich meine Ausrüstung an und fühle mich wie ein Großalpinist als ich meine Karabiner in das Seil einklinke. Der Klettersteig ist nur 300 Meter lang und überwindet 80 Meter, aber es ist mein erster Klettersteig, den ich ohne Guide begehe.
Der Weg ist durchgehend gut gesichert und die Stifte, Bügel und Leitern sind einfach zu begehen. Je höher man steigt, desto besser wird die Aussicht ins Grenzbachtal. Die Sonne scheint und der Himmel ist strahlend blau, was kann man sich Schöneres vorstellen?
Nachdem ich die finale Metallbrücke überschritten habe, ist der Gipfel des Höldersteins erreicht. Ja, so müssen sich Sir Edmund Hillary and Tenzing Norgay 1953 gefühlt haben, als sie den Gipfel des Mount Everest betreten haben – nur halt etwas höher.
Ich mache mich auf der Bank neben dem imaginären Gipfelkreuz breit und genieße die Aussicht über das Grenzbachtal bevor ich über den Wanderweg wieder zum Einstieg des Klettersteigs herab gehe. Von dort geht es weiter entlang des Grenzbachs. Neben mir tauchen die ersten Heckrinder auf, mächtige Tiere mit imposanten Hörnern.
Das Weideland der Rinder erstreckt sich über ein riesiges Gebiet des Grenzbachs, wo sie als Landschaftspfleger eingesetzt werden. Der Westerwaldsteig kreuzt ab jetzt mehrfach die Weidefläche und durch große, selbstschließende Holztore betritt man das Territorium der Rinder. Also für diesen Teil des Wanderweges sollte man keine Angst vor großen Tieren mit Hörnern haben.
Ich habe Glück, denn alle Rinder sind mit futtern beschäftigt und fühlen sich nicht durch meinen roten, am Rucksack baumelnden Helm provoziert, mich auf die Hörner zu nehmen. Die Wanderung durch das Tal bietet in der Abendsonne viele schöne Fotomotive, aber ich muss mich langsam wieder auf den Weg zu meinem Auto machen. Bis dahin sind es noch etwa vier Kilometer und mein Knie beginnt bereits zu schmerzen. Ich ahne nichts Gutes, als sich mein Laufstil langsam von wandern in humpeln verwandelt.
Kurz vor dem Ziel entdecke ich noch ein Natur-Kneipbecken im Holzbach und brauche nicht lange überlegen, ob meine Füße diese Abkühlung gebrauchen könnten. Denn trotz der guten Wrightsocks qualmen diese nach dem langen Tag in den Wanderschuhen. Die Erfrischung kommt mir also gerade recht.
Tag 2 Westerwaldsteig Etappe 15 von Strauscheid nach Waldbreitbach
Der Nebel liegt noch tief, als ich mich morgens auf den Weg mache. Kühe wundern sich über die frühe Störung und Spinnennetze glänzen taubehangen zwischen den Ästen. Es ist niemand weit und breit zu sehen und ich folge dem grünen W auf weißem Untergrund in Richtung Weißenfelser Ley.
Die Sonne kämpft sich langsam durch das dichte Blätterdach und zeichnet Lichtstrahlen in die feuchte Luft. Es duftet nach frisch geschlagenen Tannen und ich fühle mich wie in einem Märchenwald. Ich wandere die naturbelassenen Pfade hinauf, während sich langsam meine Knieschmerzen zurückmelden. Dabei habe ich noch nicht einmal das erste Highlight der Tour erreicht.
Bereits leicht humpelnd komme ich nach etwa 7 Kilometern an der Weißenfelser Ley an. Die Aussicht über das Wiedtal ist toll und da macht es nichts, dass ich meinem Knie eine ausgiebige Pause gönne bevor ich weiterziehe.
Der Weg ist abwechslungsreich. Ein Großteil verläuft auf Waldpfaden, aber ich wandere auch über gemähte Wiesen und Wirtschaftswege. Die Sonne scheint mittlerweile mit allem was sie hat und die Temperaturen sind in den T-Shirt-Bereich gestiegen.
Auf dem Weg zum Roßbacher Häubchen komme ich am Startplatz der Gleitschirmflieger vorbei. Ich sichere mir einen Logenplatz auf einer Wanderbank und schaue mir die Startvorbereitungen eine Zeit lang an. Nebenbei dope ich mein Knie mit Voltaren und ärgere mich über die Schmerzen. Denn es wird klar, dass ich die Etappe nicht bis Waldbreitbach zu Ende laufen kann.
Bevor der Westerwaldsteig allerdings in Roßbach direkt an meinem Hotel vorbeiführt, geht es noch zum Roßbacher Häubchen. Das Häubchen ist ein 345 Meter hoher Basaltkegel, an dem bis 1942 industrieller Basaltabbau betrieben wurde.
Auf einem schmalen Pfad kann man über die Basaltbrocken bis auf eine Aussichtsplattform steigen, die Weitblicke über das Wiedtal und bis hin ins Siebengebirge und die Eifel bietet.
Eine ganz schlechte Idee da mit einem kaputten Knie hinaufzusteigen, aber das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die letzten Meter ziehe ich mich mehr an dem Sicherungsseil hinauf, als dass ich laufen würden, doch dieser Ausblick war es wert:
Die letzten Kilometer vom Häubchen bis nach Roßbach geht es nur bergab. Während ich die ersten Häuser entdecke freue ich mich einerseits gleich das rettende Hotel zu erreichen und ärgere mich andererseits darüber, dass ich die Etappe nicht zu Ende laufen kann. Der Tag auf dem Westerwaldsteig hat richtig Spaß gemacht: Tolle Landschaften, schöne Ausblicke und verständliche Wegführung haben für ein schönes Wandererlebnis gesorgt.
Tag 3 Therme monte mare Rengsdorf
Eigentlich ist für heute noch eine Wanderung um den Manrother See in der Nähe von Neustadt geplant. Dort würden sich noch mal einige Panoramablicke vom Bertenauer Kopf auf das Siebengebirge und die Höhen und Täler des Westerwaldes ergeben, aber das ist mit dem lädierten Knie einfach nicht mehr drin.
Was macht man also mit einem angeschlagenen Knie zum Abschluss eines Wanderwochenendes? Richtig, ab in die Therme! In Rengsdorf öffnet die Therme monte mare um 10:30 ihre Türen und wartet mit 13 Saunen, einem Außenschwimmbad, Ruhezonen und Wärmeliegen auf die hereinstürmenden Wellness-Jünger. Tipp: ADAC Mitglieder bekommen das Tagesticket 10% günstiger und zahlen dann für eine Tageskarte 19,80 Euro.
Es ist immer noch feinstes Spätsommerwetter. Bei 25 Grad und Sonnenschein sind die Plätze im Saunagarten schnell vergeben. Zum Glück bin ich früh genug dort und kann die letzte Relaxschaukel ergattern. Ich sauniere, lese und lasse die Erlebnisse des Wochenendes Revue passieren. Ein entspannter Abschluss für ein wirklich schönes Wochenende.
Fazit
Mit dem kaputten Knie konnte ich das Angebot des Westerwaldsteigs leider nicht so ausnutzen, wie ich es gewollte hätte. Gerne wäre ich mehr und weiter durch diese tolle Landschaft gewandert. Das Angebot an schöner Natur, beeindruckenden Aussichten und naturbelassenen Wanderwegen wird mich bestimmt wiederkommen lassen. Mit gesundem Knie hole ich dann die verpassten Kilometer nach.
Warst du schon mal im Westerwald unterwegs? Wo genau und wie hat es dir gefallen? Ich freue mich auf deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Transparenz ist mir wichtig: Dieser Bericht entstand in Kooperation mit Top Trails of Germany und Westerwald Tourismus, die die Reisekosten für dieses Wanderwochenende übernommen haben . Wie bei allen meinen Artikeln kannst du dir aber sicher sein, dass du hier nur meine ehrliche Meinung findest und ich nur die Dinge empfehle, die mich wirklich überzeugt haben.
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Tolle Bilder !
Hi Andre!
Vielen Dank. Noch mehr Waldhelden Bilder findest du in unserem Instagram Profil: https://www.instagram.com/waldhelden/. Würde mich freuen, wenn du uns dort folgst!
Viele Grüße
Udo
Hallo Udo,
vielen dank für diesen ausführlichen Wanderbericht. DerWesterwaldsteig lag bisher noch nicht in meinem Fokus. Nun ist er gespeichert und ich werde mal sehen, wann ich mich dorthin auf mache.
Grüße
Enke
Hi Enke!
Freut mich, wenn ich dich inspirieren konnte. Ich hatte drei wirklich tolle Tage im Westerwald und komme bestimmt noch mal wieder. Wünsche dir viel Spaß, wenn du hin fährst.
Viele Grüße
Udo